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  • TKD Center bei Olympia 2012 in London
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Olympia-Traum wird wieder wahr

 


Man spürt seine Genugtuung und auch eine Portion Stolz, wenn er vom ersten Wettkampfhöhepunkt des Jahres berichtet.

Denn an dessen Ende stand die Olympiaqualifikation der Nürnberger Taekwondokämpferin Rabia Gülec, und nicht gerade unwesentlich daran beteiligt war der Bundestrainer. Und der heißt Carlos Esteves.


Der Iserlohner wird nach 2008 in Peking, damals noch als Assistenztrainer, und 2012 in London somit in Rio seine dritten Olympischen Spiele erleben.

Damit, das räumt der 55-Jährige unumwunden ein, habe man nicht unbedingt rechnen können, nachdem seine Topathletin Helena Fromm, die Bronzemedaillengewinnerin von London, verletzungsbedingt ausgefallen war. Aber Esteves bewies einmal mehr das richtige Gespür für das Potenzial seiner Athletinnen und für den richtigen Trainingsaufbau. Mit der 22-jährigen Rabia Gülec und der zwei Jahre jüngeren Herdeckerin Anna-Lena Frömming, die auch schon für das Iserlohner TKD Center an den Start ging, hatte er zwar vielversprechende und bereits mit WM-Bronze dekorierte Athletinnen im Rennen, aber Olympia schien doch eine Nummer zu groß zu sein.

Trainingslager in Thailand brachte den großen Schub

"Wir haben im letzten Jahr rechtzeitig erkannt, dass die direkte Rio-Qualifikation über das Word-Ranking utopisch ist", verweist er auf die erforderliche Top-6-Platzierung in den jeweiligen Gewichtsklassen. Also nahm Esteves die kontinentale Qualifikation ins Visier und verordnete seinen Schützlingen eine höchst intensive Vorbereitung. Im Dezember ging es für zwölf Tage ins Trainingslager nach Thailand, wo sich im Leistungszentrum in Bangkok absolute Profis der deutschen Athletinnen annahmen. "Das Training war enorm strapaziös, es wurde gnadenlos auf Disziplin geachtet, und ich glaube, dass die Mädels da gelernt haben, dem Druck standzuhalten, der bei einer Olympiaqualifikation herrscht", blickt der Bundestrainer zurück. Gülec schaffte den Sprung ins Finale und buchte das Rio-Ticket, Frömming blieb das durch eine Fehlentscheidung des Kampfgerichts im Halbfinale verwehrt. "Das war so bitter, ich konnte mich kaum noch über Rabias Erfolg freuen", kommentiert Esteves den Fauxpas, der in der Fachwelt hohe Wellen schlug.

Das Olympia-Qualifikationsturner wird ihm aus zwei Gründen noch länger in Erinnerung bleiben. Zunächst lag das am Austragungsort Istanbul. Dort wurde am Dienstag der letzten Wochen das verheerende Bombenattentat verübt, und am Mittwoch reisten die Wettkämpfer an. "Wir hatten ein mulmiges Gefühl, aber die Türken hatten wirklich optimal vorgesorgt", erläutert der Iserlohner. Die Sportler waren in einem speziell gesicherten Hotelkomplex nur fünf Minuten vom Flughafen entfernt untergebracht, und für die Wettkämpfe wurden riesige Konferenzsäle frei geräumt. Esteves: "Da waren wir sicher, aber ich habe mich auch nicht getraut, ins Zentrum zu fahren".

Der zweite Grund betraf ihn ganz persönlich, konkret seinen rechten Arm. Denn einen Tag vor der Abreise zog er sich bei einem Sturz eine kleine Fraktur am Ellbogen zu, und weil der große Wettkampf anstand, verzichtete er auf die eigentlich notwendige Behandlung. "Mit Schmerztabletten habe ich die Tage in der Türkei ganz gut überstanden, nur die vielen Umarmungen nach Rabias Erfolg taten ganz schön weh", berichtet der Coach mit einem Schmunzeln.

Zeit zur Schonung hat er aber auch jetzt nicht, denn in Hennef steht bereits ein Vorbereitungslehrgang für das Europameisterschaftsteam an. Carlos Esteves, schon seit zehn Jahren Bundestrainer der Taekwondo-Frauen, hat in den kommenden Monaten viele wichtige Wettkampftermine in seinem Kalender stehen, doch Rio im August überstrahlt alles. Einen Wunsch hat er schon jetzt. "Ich möchte zum ersten Mal die Eröffnungsfeier miterleben". Daher plant er die frühe Anreise und die direkte Wettkampfvorbereitung in Brasilien. "Taekwondo findet zum Ende der Spiele statt, und im olympischen Dorf können wir nicht so lange wohnen. Aber wir haben gute Drähte zum dortigen Verband", sieht Esteves da keine Probleme.

Das Turnier in Istanbul hat bei ihm wieder einen Motivationsschub ausgelöst. "Ich habe auf die richtigen Athletinnen gesetzt, und die Vorbereitung war genau richtig. Wenn man als Bundestrainer in der Verantwortung steht, ist das schon ein tolles Gefühl".

 

(WAZ)

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Carlos Esteves

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1. Vorsitzender, Chef-Trainer

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Philipp Böning

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